Wut und Hass, das sind zwei Gefühle, die sich näher nicht stehen können und trotzdem so weit voneinander entfernt liegen.
Ich habe in meinem letzten Blogtext über den #pinkygate geschrieben und hatte eigentlich gedacht, dass es dann damit auch getan ist. Wir haben darüber geredet, was die Probleme sind, haben kritisiert und diskutiert und nun werden die Dinger, vollkommen zu Recht natürlich vom Markt genommen. Böse Zungen behaupten, dass jegliche Kritik unnötig gewesen sei, weil man ja besagte Produkte einfach nicht kaufen muss. Ja muss man auch nicht, wenn sich aber an einem bestimmten gesellschaftlichen Thema so wunderbar die immer noch bestehenden patriarchalischen Strukturen zeigen, dann müssen wir darüber reden und dürfen nicht hoffen, dass sich das Problem von selbst auflöst, denn selbst wenn es das getan hätte, wäre es höchstwahrscheinlich irgendwo an anderer Stelle wieder aufgetaucht und um das zu vermeiden, brauchen wir den Dialog und das von allen Seiten.
Nun haben aber die Beiden “Erfinder” dieses Produkts nicht nur konstruktive Kritik erhalten, sondern auch eine Welle von Hass, welcher bis hin zu Morddrohungen und Drohungen an die Familie gingen. Das ist scheiße und zwar richtig große Scheiße. Niemand hat es verdient, dass er oder sie in so einer Weise Hass erfahren muss. Auch nicht wenn man entweder vollkommen naiv oder ein profitgieriger Mistkerl ist. Man muss dazu sagen, dass die meisten Kommentare, die ich dazu gelesen habe kritisch, aber nicht hasserfüllt waren, aber natürlich ist jeder Hasskomentar ein Kommentar zu viel.
Ja, Hass ist scheiße und er lenkt von der eigentlichen und konstruktiven Kritik ab. Aber eins muss an dieser Stelle trotz allem einmal klar gestellt werden, weil ja die Kritik jetzt wieder an die “bösen, männerhassenden Feministinnen” ging. Hass und vor allem auch Hass in den Sozialen Medien ist kein feministisches, sondern ein allgemeines Problem. Oder um noch weiter zu gehen. Es ist ein Problem, dass kein feministisches ist, sondern eines von dem vor allem auch Frauen betroffen sind. Und PoCs. Und LGBTGIAs. Und generell vor allem Minderheiten, egal ob zahlenmäßig oder im politischen Sinne. Aber wenn wir jetzt so tun, als sein es ja nur die bösen Feminist:innen, dann verlieren wir den Blick für das große Ganze.
Klar ist es auch immer wichtig zu differenzieren. Deshalb reden wir zum Beispiel auch gezielt über Gewalt gegen Frauen. Denn natürlich gibt es auch Gewalt gegen Männer, aber daraus ergeben sich ganz andere Probleme, die einer anderen Aufarbeitung bedürfen. Wenn wir von Gewalt gegen Frauen reden, dann handelt es sich um ein massives Problem, dass sich aus hochgradig misogynen Machtverhältnissen ergibt. Gewalt gegen Männer kommt daher wesentlich seltener vor. Allerdings haben Männer eher das Problem, dass sie bei so etwas nicht Ernst genommen werden, ihnen die Problematik an sich abgesprochen wird und es außerdem an ausreichend Hilfsangeboten fehlt.
Frauen hassen nicht, aber sie sind wütend, aber um ehrlich zu sein...nach tausenden von Jahren in der sie nichts wer waren, nicht arbeiten durften, kein eigenes Konto hatten, nicht wählen und nicht frei über ihren Körper verfügen durften (um nur einen kleinen Ausschnitt aufzuzeigen) ist das auch vollkommen legitim, gerade weil immer noch so viel Verbesserungspotential besteht. Aber Wut ist nicht das Problem, Hass ist es.
Hass ist destruktiv, Wut ist hochgradig produktiv. Hass führt nur zu mehr Hass. Wut führt zu Veränderung, das hat uns die Vergangenheit nur allzu oft gezeigt.
Ja es muss sich definitiv etwas ändern, wenn es um Hass im Netz geht. Aber es bringt nichts mit dem Finger auf Frauen und Feminist:innen zu zeigen und das Problem bei ihnen zu suchen.
Dafür gibt es zum Glück seit kurzem ein neues Gesetzespaket gegen Hasskriminalität Das “Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität”( schon der Name verrät schon, wer hier das eigentliche Problem ist). Endlich ein Schritt in die richtige Richtung, der hoffentlich endlich etwas deutlicher macht, dass Morddrohungen eben kein Kavaliersdelikt und erst recht kein lustiger Scherz sind. Allerdings müssen dafür auch mehr Menschen Hatespeech zur Anzeige bringen, denn darauf hoffen, dass es die Betreiber:innen von Social Media Plattformen tun, hat ja bis jetzt nocht nicht viel gebracht. Für Dickpics, die einem ungefragt zugeschickt wurden, gibt es inzwischen eine Website, bei der man in wenigen Minuten Anzeige erstatten kann. Genau so etwas brauchen wir für Hate Speech au, damit endlich systematisch dagegen vorgegangen werden kann und das Internet endlich wieder das ist, was es eigentlich sein sollte: Ein Ort für nette Kontakte, lustige Memes und natürlich Videos von Tierbabys.
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