Die Unsinnigkeit dieses Unterfangens

Die Unsinnigkeit dieses Unterfangens ist dramatisch. Es ist mir selber zu hundert Prozent klar und doch will ich es auf eine Art und Weise nicht wahrhaben. 

Kein Mensch hat heutzutage noch einen Blog, das ist etwas was in den 2010ern ganz cool war, aber jetzt absolut keinen Sinn mehr ergibt. Wer jetzt noch einen Blog betreibt, der hat schon angefangen als noch nicht jeder Depp einen hatte, jedenfalls wenn man einen hat, der wenigstens noch von ein paar Hanseln gelesen wird. Sascha Lobo und Ronja von Rönne vielleicht, aber auch die verdienen ihr Geld wohl auch nicht mehr mit gefühlsduseligen Texten auf einer Seite, die sie mit einem Baukasten von Google gebaut haben, sondern machen Reportagen auf Arte oder Schreiben Essays, Kolumnen und Kommentare für die TAZ, die ZEIT oder den SPIEGEL. Da eben, wo sie tatsächlich jemanden erreichen und die Gedanken nicht ungelesen in der Versenkung verschwinden.

Wer heutzutage etwas auf sich hält, wer etwas zu sagen hat, der hat einen Podcast. Aber auch diesen kann man sich nicht mehr einfach so zulegen, denn auch jeder Depp ist ja auch inzwischen auf so einem Format vertreten. Der Podcast ist der Blog der 2015er und verschwindet als Medium der Reichweite auch langsam aber sicher in der Versenkung. Die Frage bleibt offen, was die 2020er uns für ein neues Medium bereit halten. Ich habe also auch den Zeitpunkt mich verbal zu äußern verpasst und deshalb werde ich auf ein Kommunikationsmedium der noch älteren Generation zurückgreifen, immer die Unsinnigkeit meines Unterfangens im Kopf.

Der Blog ist tot! Würde Nietzsche jetzt laut und mit viel Empörung in der Stimme rufen. Er würde die Hände  an die Stirn werfen und mich mit diesem Hopfen und Malz verloren Blick ansehen und dann entrüstet den Kopf schütteln. Aber zum Glück ist Nietzsche (Gott hab ihn selig) auch schon tot und so bleibt mir wenigstens diese zu erwartende Reaktion erspart. War auch ganz schön misogyn, der Gute.

Die Unsinnigkeit dieses Unterfangens ist mir mehr als bewusst und doch werde ich einen Versuch starten. Denn ich habe viele, viele Sachen, Gedanken, Überlegungen in meinem Kopf und wenn ich sie nicht bald niederschreibe und wenigstens einer kleinen, aber feinen Öffentlichkeit zur Verfügung stelle, dann wird er vermutlich platzen. Dieses Unterfangen dient also in erster Linie meiner eigenen körperlichen und psychischen Gesundheit und erst in zweiter Linie meinem Mitteilungsbedürfnis einen Raum zu geben. 

Wahrscheinlich müsste ich, um mit diesem Format tatsächlich noch so etwas wie erfolgreich werden zu können, meine Blogtexte auf TikTok tanzen. Da mir aber in meiner glänzenden Schullaufbahn der Besuch einer Waldorfschule leider verwehrt geblieben ist, fehlt mir dazu traurigerweise das nötige Know-How. Und außerdem muss ich wohl oder übel auch noch zugeben, dass ich mit meinen zarten dreiundzwanzig Jahren tatsächlich so alt bin, dass ich mit größter Verbitterung sagen kann: die Idee dieser Social Media Plattform begreife ich einfach nicht mehr. Es tut mir leid, aber ich bin zu alt für den Scheiß. Und was man nicht begreift, davon sollte man tunlichst die Finger lassen, wenn man nicht will, dass es für alle Beteiligten, einschließlich meiner eigenen Person, sehr peinlich wird. 

Also greife ich auf dieses alte Format zurück, dass angesichts meines Geburtsjahres 1996 absolut mein Format gewesen wäre, hätte ich es schon früher für mich entdeckt. Ich akzeptiere die Unsinnigkeit dieses Unterfangens, schreibe aber trotzdem oder gerade deshalb, obwohl die Idee eindeutig zu spät kommt und beruhige mich mit der Phrase, Timing war ja noch nie so wirklich eine meiner Stärken. 

In diesem Sinne: Fuck Off.





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